Ihr könnt euch daran noch wahrscheinlich erinnern, dass ich die Zeit zuletzt mit einer Gruppe von Kindern verbrachte. Trotz der Armut, in der sie von Tag zu Tag leben müssen, luden ihre Familien mich zu Besuch an und haben riesiges Essen aus einheimischen Köstlichkeiten zubereitet. So verbrachte ich mit ihnen ein paar Wochen, als es von der Verwöhnung schon genug war. Ich hatte Sehnsucht nach der Wildnis und bin kurz danach mit dem Bus aus Kanakpur bis zum ganz im Norden liegenden Dorf Chilime gefahren. Die Landschaft da war besonders karg so war es eigentlich unvorstellbar sogar im Sommer draußen zu schlafen. Die Kälte ist eine Sache, die Bären sind das wirkliche Problem. Aber, das Gleiche gilt jetzt auch für Ungarn, nicht wahr? Ich hatte meine Unterkunft im Hotel Sanjen, nur für den Fall. Am nächsten Tag bin ich in die Richtung von den Bergen weitergegangen, wo die Aussicht unglaublich schön war: endlose Bergketten, Hirten mit ihren Tieren. Ich wollte doch mehr sehen und bin weitergewandert. Es klingt wahrscheinlich komisch, aber es dauerte für mich eine Weile bis ich realisierte, dass ich nicht mehr in Nepal aber schon in Tibet bin. In einem engen Tal begegnete ich einer Gruppe von ganz komischen Menschen die zu einer alternativen Buddhistengruppe gehörten. Alle trugen grüne Umhänge mit silbernen Streifen. Ich übernachtete bei ihnen, da sie alles von mir wissen wollten. Sie baten mir ihr traditionelles Grundnahrungsmittel, den Campa, an, der Mehl aus geröstetem Getreide ist und wird normalerweise in eine Schüssel gefüllt und mit Tee übergossen. Es war schrecklich, aber mindestens sättigend. Ich habe von ihnen sogar erfahren, warum sie so isoliert von anderen Völkern leben. Sie wollen sich von der chinesischen Besetzung befreien. Sie haben mich so in ihr Herzen geschlossen, dass ich im Rahmen eines Initiationsritus das sogenannte Getränk „Heilige Tränen der Freundschaft“ trinken sollte. Am Ende nahmen sie mich an den Rand eines chinesischen Militärlagers. Ich fühlte mich bereits ganz kräftig und mächtig, aber das ist alles woran ich mich jetzt erinnern kann. Als ich wieder zu mir kam, sah ich nur Leichen überall um mich herumliegen. Statt meiner Hände sah ich plötzlich Pranken. Was ist mir passiert? Was habe ich gemacht? Wer bin ich? Was bin ich?